Allemande. Sarabande. Bouree. Gigue.
Dem Kenner klassischer Musik sagen diese Titel gerade im Zusammenhang mit Johann Sebastian Bach sehr viel. Zahlreiche Suiten für verschiedene Instrumente zeugen von der Meisterschaft seiner Kompositionskunst.
Im Ursprung sind die angeführten Beispiele jedoch Tänze des Barocks, und genau dies greift Georges Burki mit seinem Trio auf, um so einen erfrischend ursprünglichen Blickwinkel auf die Musik Johann Sebastian Bachs zu Gehör zu bringen.
Oft gerät die Interpretation gerade der Tänze zum virtuosen Selbstzweck, wird die interpretatorische Freiheit als Ausdruck der Persönlichkeit des Wiedergebenden in nicht mehr tanzbarer Agogik und Rubato zum essenziellen Inhalt erhoben.
Georges Burki zeigt im Programm „Bach ’n Groove“ die Verbindung der ursprünglichen Aussage der Kompositionen mit dem modernen Zugang eines auf international hervorragendem Niveau musizierenden Jazz Ensembles.
The Georges Burki Collective
Georges Burki – Violine
Raetus Flisch – Baß
Tony Renold – Schlagzeug
Georges Burki wollte aufbrechen: Dem klassisch ausgebildeten Geiger reichte das ausschließliche „Interpretieren“ von bereits komponierter Musik nicht mehr. Zu stark war das Bedürfnis, sich auch mit eigenen Ideen auszudrücken. Die starke eigene Durchdringung durch das große klassische Erbe lebt dennoch weiter. Also vereint sich fortan in „The Georges Burki Collective“, was widersprüchlich erscheint: Komponierte Originale, etwa aus der Feder von Bach, Cesar Franck oder Sergej Rachmaninoff werden in einer Triobesetzung improvisatorisch weiter gedacht – ein neuer, frischer Zugang tut sich auf.
Dem Publikum eröffnet sich das Beste zweier Welten: die hohe Klangkultur und Dramaturgie der klassischen Musik in Verbindung mit der Kreativität und den Rhythmen des Jazz.
Wenn Georges Burki, Violine, Bassist Raetus Flisch sowie Schlagzeuger Tony Renold dynamisch und virtuos loslegen, rollen sie den Meisterwerken der abendländischen Musikgeschichte einen roten Teppich aus. Bach und Co. fühlen sich sichtbar wohl im Gewand der „wahren klassischen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts“. Was Georges Burki darunter versteht, stellt er unmissverständlich klar: Jazz! Nebst seiner Ursprünge im Blues und seiner Derivate Funk und Rock.
Der Jazz lag Georges Burki schon während der eigenen Klassikausbildung in Luzern und Paris im Blut: nach anfänglichen Ausflügen in den modalen Jazz-Rock lernte er beim bekannten Pariser Jazz Geiger Pierre Blanchard erstmals den Bebop kennen. Es sind vor allem dessen bewegliche Muster, die eine magische Anziehungskraft auf den in Berlin geborenen Musiker ausüben. Bebop und Violine stehen erst mal sehr konträr zueinander. Viele Jazz-Stilistiken wurden ursprünglich von Bläsern, Pianisten oder Gitarristen entwickelt. Die klassisch geprägte Phrasierungstechnik auf der Violine erscheint hier wie eine fremde Welt. Georges Burki lässt sich davon nicht abschrecken und hat sich Stilistiken von Bossa Nova über Zigeunerjazz bis hin zum Bebop einverleibt, die er auf seiner alten Cremoneser Meistergeige der Gebrüder Amati, gefertigt im Jahr 1600 zur Entfaltung bringt. Faszinierend genug ist der Aspekt, dass hier Töne für das 21. Jahrhundert auf einem 400 Jahre alten Instrument erklingen. Selbst Johann Sebastian Bachs Kompositionen waren zum Entstehungszeitpunkt dieses Instruments noch ferne Zukunftsmusik. Georges Burki bezeichnet deshalb das rund 50 Jahre vor seiner Violine von Andrea Amati entwickelte Geigenmodell als das „erfolgreichste industrielle Design aller Zeiten“.